„Fortschritt“

2024

Fortschritt 1883

153 x 55 cm

Fortschritt 1924

151 x 54 cm

Fortschritt 1911

146 x 64 cm

Fortschritt 1920

134 x 60 cm

Fortschritt 1907

130 x 57 cm

Fortschritt 1865

113 x 58 cm

Fortschritt 1891

110 x 61 cm

Fortschritt 1877

77 x 63 cm

Fortschritt 1902

63 x 49 cm

Material:

Ölfarbe, Kreidegrund, alter Leinensack, Fichtenholz

Ausgangspunkt der Serie „Fortschritt“ war die Vision, Werke zu erschaffen, die die Materialien und Herstellungsweisen der Vergangenheit mit der Abstraktion der Moderne verbinden. So sollten ausschließlich Materialien zum Zuge kommen, die so auch von Künstlerinnen und Künstlern des 18. und 19. Jahrhunderts verwendet worden waren – zu Beginn der Industrialisierung und Technisierung der westlichen Welt.

Über Monate hinweg erwarb und sammelte der Künstler alte Leinensäcke, die mindestens einhundert Jahre alt sein sollten. Sie stammten aus alten Müllereien und Obstanbau-Betrieben, zumeist aus Süddeutschland.

Er spannte sie auf Keilrahmen aus Fichtenholz und nutzte ihre eigentliche Rückseite als Malgrund. Aus Rügener Kreide, dem Pigment Zinkweiß, Hasenleim und Alaun stellte er einen vollkommen natürlichen Kreidegrund her, ein einfaches Gesso (ital. für „Gips“), bewusst ohne unnatürliche Zusätze.

Für die eigentlichen Motive verwendete er schwarze Ölfarbe, die er aus Holzkohlemehl und Leinöl herstellte – erneut vollkommen natürlich, ohne Zusätze wie Lösungsmittel, Konservierungsstoffe oder Trocknungsbeschleuniger.

Die Holzkohle spielt an auf das 18. und 19. Jahrhundert – eine Zeit, deren Fortschritt wesentlich vom Brennen der Kohleöfen vorangetrieben wurde.

Das bewusst dick aufgetragene Gesso bewirkte, dass sich die jahrhundertealten Abnutzungen und Ausbeulungen der Leinensäcke reliefartig abzeichneten.

Die so eingegipste Zeit diente nun als Reibungsfläche für die in einem Zug aufgetragene schwarze Ölfarbe.

So entstanden – je nach Abnutzung des Leinensacks – einzigartige Werke. Ihre Oberfläche ist nicht flach wie bei herkömmlichen Gemälden, sondern erhaben und unregelmäßig, besonders an den ausgebeulten Stellen im unteren Bereich – dort, wo sich die Hauptlast des Sackes befand. So wurden die Werke zu einer Mischform aus Gemälde und Skulptur.

Titel, Herstellungsweise und Materialien der Serie spielen an auf eine vergangene Zeit, deren Geist jedoch bis heute weiterlebt:

der Geist des höher-schneller-weiter, der Maßlosigkeit, des mangelnden Innehaltens, der Ausbeutung des Arbeiters, des Fortschritts als Fetisch und auf Kosten der Natur – bei gleichzeitigem Verlust jeglicher Natürlichkeit.

Auf rein visueller Ebene können die einzelnen Motive interpretiert werden als herabregnende Asche – die Ernte unserer industriellen Saat.